Mini-Konsolen wie das SNES-Mini oder zuletzt die Playstation-Classic führen einen erfolgreichen Feldzug gegen unsere Geek-Geldbörsen. Unsere Lieblings-Filme aus den 80er und 90er Jahren, die wir als VHS-Kassette kaputt wiederholt haben, bekommen alle ein Reboot, so wurde z.B. gerade eben Ghostbusters 3 als offizielle Fortsetzung angekündigt.
Viele erfolgreiche Comics, Bücher und Serien aus unserer Kindheit und Jugend profitieren ebenfalls vom Nostalgie- und Retro-Boom der letzten Jahre. Ja, als Geek, der mit den original Serien, Filmen, Büchern und natürlich Games aufgewachsen ist, hat man es zurzeit richtig gut!
Doch damit ist es ab jetzt vorbei. Wir sind die letzte Generation, die einen solchen Nostalgie-Boom erleben wird.
Schwer vorzustellen, I know, gerade wenn man jede neue Geek-Nostalgie-Welle mit Begeisterung mit reitet. Schließlich scheint jeder Beteiligte davon zu profitieren, oder? Wir Geeks bekommen mehr „Stoff“ der unseren Nerd-Sucht stillen soll und spülen damit gleichzeitig kräftig Geld in die Kassen der Geek-Industrie die damit noch mehr Stoff produzieren kann. Win – Win für alle!
Vorbei die Zeiten, wo wir wie Süchtige auf Entzug, wie Cold-Turkey-Geeks, die dunkelsten Gegenden des Internets absuchten nach einem Nerd-Fix wie ein paar unbestätigte Gerüchte zu einem neuen Star Wars-Film. Vorbei die Zeiten, wo wir schlecht geschriebene Fan-Fiction verschlungen wie eine Tiefkühlpizza in der WoW Raid Pause, nur um zu sehen, wie sich unsere Lieblings-Charaktere weiterentwickelt haben. Endlich keine mies programmierten Mods mehr zocken, nur um mehr Inhalt künstlich zu strecken wie der letzte Dealer einer langen Sucht-Kette.
Neue Star Trek Universen an jeder Ecke des Weltraums (Picard ist zurück!) , Superhelden und Crossover in jedem Kino in Dauerschleife, HD-Remakes von Games, die uns schon damals einige Joysticks gekostet haben (die Dinger wurden aber auch schnell kaputt…). Es ist einfach genug für alle da. Genuss pur.

Natürlich sind nicht alle aufgewärmten Geek-Gefühle lecker wie ein Gulasch
(Da hätte ich jetzt übrigens spontan Lust drauf)
Jeder Geek und Nerd genießt und verbindet ein sehr individuelles Gefühl der mentalen Wärme, die seine Lieblingsinhalte ausstrahlen. Wenn dann die neue Nostalgie-Decke diese Wärme nicht erzeugt, wird sie nur zu gern verärgert und dramatisch auf den Boden geworfen und man schreit, nackt und verzweifelt, nach Vergeltung. Einfach mal die Internet-Foren zu Remakes und Reboots durchlesen, dann sieht man diese Akte der Verzweiflung und oft auch den Hass, der dann leider unter der Decke zum Vorschein kommt.
Wenn die Geek-Kuscheldecke nach der Reboot-Wäsche einfach nicht mehr dasselbe wohlige mentale Gefühl erzeugt, dann sind die Schritte zur dunklen Seite der Macht quasi vorprogrammiert (Wut zu Hass, Hass zu Leid, tsch gooooch, tsch goooch usw). Der arme Schauspieler von Jar Jar Binks kann einem da nur Leid tun.

Das Geschäft bleibt aber lukrativ, der Rubel rollt, jeder springt auf den Hype-Train auf, auch wenn der manchmal entgleist. Geht etwas in die Hose, gibt es meist noch andere Medien auf die der Geek von Welt ausweichen kann. Wer mit dem Reboot von Ghostbusters keine Freude hatte, konnte auch die Videospiel-Version genießen, die für viele die offizielle Fortsetzung bedeutet. Mit Nostalgie lässt sich halt richtig Asche machen. Daher werden wir sicher noch viele Jahre mit unseren Geek-Raumschiff durch bekannte Welten düsen um neue Abenteuer mit bekannten Helden zu erleben.
Doch für alle ab ca. 2000 geborene Geeks ist damit Schluß.
Der Gund? Es gibt einfach zuviel Diversität, zuviel Angebot in den Nerd-Welten. Nostalgie, und das Geschäft dahinter, funktioniert, weil wir alle mehr oder weniger das gleiche erlebt haben in unseren prägenden Hobbit-Jahren. Wir alle sahen die Indiana-Jones-Filme im Kino, schauten Star-Trek und Batman im Nachmittagsprogramm nach der Schule und lasen Asterix und Obelix Cartoons und YPS-Hefte.
Diese gemeinsame Geek-DNA lässt uns jetzt auch wie Klon-Krieger vor den Kinos Schlange stehen.
Wir sind glücklich, der Rubel rollt… und der rollt solange, solange die Industrie uns immer wieder unsere Geek-Kuscheldecke reicht, so das wir nur etwas von ihrer Restwärme spüren können.
Schauen wir jedoch jetzt ins Netflix-Programm, in den gut situierten Comic-Laden, auf unsere Steam-Accounts merkt man sofort: Es gibt einfach unglaublich viel Auswahl zu allem! Eine Auswahl die wir damals nicht hatten. Jedes Geek-Genre hat unzählige Unter- und Ober-Kategorien und zu jeder Kategorie gibt es unendlich Inhalt. Jedes Geek-Gefühl wird sofort befriedigt, keiner muss oft Jahre warten um mehr Inhalt zu bekommen.
Jeder kann so seine ganz eigene Geek-Kultur erbauen und erleben. Es gibt nicht mehr den einen großen Sci-Fi Film des Jahres, den einfach die ganze Schluklasse gesehen hat, sondern es gibt jede Woche einen neuen, tollen Sci-Fi Film. Unsere Superhelden durchlaufen alle Universen und Crossovers, eine spannende (und vor allem auch gute) Serie jagt die nächste und fordert unsere Aufmerksamkeit.
So schön das für uns Geeks ist, so schlecht für die zukünftige Nostalgie.
Denn wenn jeder mit seiner ganz eigenen Geek-Kultur aufwächst und es nur in kleineren Gruppen zu Überscheidungen kommt, können zukünftige Reboots und Remakes auch nicht mehr soviel Aufmerksamkeit wie heute erzeugen. Das wiederum bedeutet, dass der Rubel nicht mehr so rollt. .. und wenn der nicht mehr rollt, dann sucht die Industrie nach anderen Süchtigen, aka Einnahmequellen.
Nostalgie is one hell of a drug. Daher wird sie auch in der einen oder anderen Form in Zukunft die alternden Geeks mit Stoff versorgen. Wie, das wird sich aber erst zeigen müssen!
Meint euer

Ich tendiere jetzt uach eher zu der Meinung, dass es einfach soooo viele Geeks gibt, dass es einfach auch viele Geek-Nostalgie geben wird in Zukunft. Also man wird auch in Zukunft irgendwen finden, der das gleich geschaut / konsumiert hat wie man selbst.
Danke Zugang zu allen möglichen Plattformen wird das auch kommerziell ein Erfolg werden können/sollen/probieren
Das zumindest mein Blick in die Kristall-Kugel
Der Hype wird vielleicht dann eher durch User-Content getrieben, also von großen Firmen gesteuert. Schon jetzt ist viel in der Hand der unzähligen Youtuber und Co.
Dazu noch immer zugänglichere Tools (für zB CGI Effekte) und schon kann jede Nerd-Gruppe fröhliche Dahin-Nostalgien (:
Ja, Fan-Fiction bzw. Fan-Content wird sicher einen großen Hype erleben die nächsten Jahre. Auch wenn das den großen Playern wahrscheinlich eher weniger gefallen wird, siehe Kontroverse zum neuen Vader-Fan-Film.
Es wird durch diese krasse Auswahl eine Auffaecherung in den Nerdreihen geben. Mainstreamnerds, Hipsternerds, Hardcorenerds und Alternativnerds, oder so. In den Neunzigern gab es nich eine Komplett ueberwaeltigende Flut an Nerdigem, wenn man Nerd war, hat man notgedrungen mehr Schnittmengen mit andren Nerds gehabt aks jetzt.
Da geht die Geek Kultur quasi den selben Weg wie die Musik, die sich auch immer mehr in Kategorien aufspaltet? Thrash Metal, Heavy Metal, Glam Metal, Trve Norwegion Black Metal, Progressive Metal, Vegetarian progressive Grindcore *luft hol* Death Metal, Speed Metal, Viking Metal, Nu Metal, Technical death metal
Mehr Menschen auf der Welt = Mehr Markt für Nostalgie? Vielleicht reicht es ja und wir baden wieter in der Nostalgie. Tauchen quasi gar nicht mehr auf!
hehe, das könnte natürlich sein. Jedoch werden wir glaube ich nicht mehr diese Hypes erleben, die einen ganz bestimmen Film oder Buch bzw. Game betreffen.