Ein Leben ohne Bildschirme ist mittlerweile schwer vorzustellen. In jeder Größe verlocken die bunte Bilder und vielen Infos unser Gehirn zu jeder Stunde… und unser Gehirn findet das natürlich geil! Kein Wunder also, das ich schon bei meiner kleinsten die Faszination in ihren Auge sehe, wenn ich mein Smartphone zücke nur um mal schnell Nachrichten zu checken.
Muss ich jetzt Angst haben, dass ich Smombies erziehe? (Smartphone + Zombie = Smombie)
Trotz der Warnungen meiner Eltern in den 80er, ich würde 4-eckige Augen bekomme, mache ich mir aber trotzdem keine Sorgen, meine Kids bekommen mal 8k-Augen (Ba dum Tssss!). Ich habe einen Vorteil, den meine Eltern damals nicht hatten: Ich bin mit dem Zeug aufgewachsen und kenne die Faszination als bekennender Geek sehr gut.
Und ich sehe die große Chance darin. Ich vertrete die Meinung, dass Bildschirm-Content die schlauen immer schlauer, und die dummen immer dümmer macht. Je nachdem, welche Inhalte konsumiert werden. Natürlich kann „Trash-TV“ ala RTL 2 Nachmittagsprogramm einen erlösenden Effekt im hektischen Alltag haben, wer sich aber nur das Fliesentisch-Programm verabreicht, stumpft mental ab.
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an sehr gut gemachten Inhalten, die eig. jedes Interesse abdecken, nicht nur für uns Erwachsene. Das können wir uns zu Nutzen machen bei der Erziehung. Faszination fördert Wissen.
Daher braucht es einen guten Mittelweg, den Kindern gesunden Medienkonsum zu lernen. Für ihr eigenes Gehirn und für eine erfolgreiche Zukunft in unserer digitalen Gesellschaft. Die Auswirkungen der Digitalisierung werden heftiger werden als die Industrialisierung. Sofern wir uns also nicht selbst doch noch zurück in die Steinzeit bomben, werden unsere Kinder Digital aufwachsen, leben, und vielleicht auch sterben (Cyborgs! Yeah! Pew Pew Pew!).
Höchste Zeit also, ihnen bald einen gesunden Umgang mit der digitalen Welt beizubringen.
Die Kids lieben natürlich und logischerweise (!) die vielen Shows & Apps, die es mittlerweile gibt. So wie bei Inhalten für Erwachsene gibt es auch einiges an Müll, vieles, dass so lalala ist, aber auch echte Diamanten in der nonstop Unterhaltungsschleife.
Unser Leben hat einfach kein Testbild mehr.
Inhalte gibt es ständig und überall nur einen Fingerzeig entfernt. Wir werden sprichwörtlich mit Content umworben, der unsere Interesse haben will. Und ja, diese Inhalte sind auch super gemacht, genau dass, was unser Gehirn möchte!
Jetzt muss der eigene Filter richtig angepasst werden bzw. wie Geordie La Forge es auf der Enterprise sagen würde: Captain, wenn ich die Parameter modelliere, dann schaffen wir das!
Wie findet man also „guten“ Content für die Kids? Hier ein paar Beispiele, mit denen ich gute Erfahrungen gemacht habe. Welche Auswirkungen dies auf sie später mal haben wird, wird sich noch zeigen. Ich freue mich, deine Meinung dazu zu hören und diesen Beitrag nochmal im Altersheim zu lesen (Hallo 80+ Jahre alter Matthias, hoffe es geht dir gut und du hast endlich Skyrim auf 100 % geschafft, haha). Dann mach ich ein Update dazu und zeige, was aus meinen Kids geworden ist 🙂
*öffnet das Nähkästchen und holt eine Wolle persönliche Erfahrung raus*
Musik ist die gemeinsame Sprache der Menschheit.
Anstatt Pepper-Pig gibt es Mozart. Statt Paw-Patrol, Kinderlieder. Kinder lieben Musik, daher wird im Kindergarten auch ständig gesungen. Kinderlieder auf youtube & co sind also meiner Meinung nach ein guter Einstieg für den ersten Medienkonsum. Wenn man ein bisschen sucht, findet man schnell hochwertige Produktionen. Achtet unbedingt darauf, dass die Videos nicht zu „flashig“, zu über produziert an Farben und Effekten daherkommen!
Den Kinderaugen genügt schon ein kleines bisschen Bewegung am Bildschirm und eine schöne Musik dazu. Bedenke, dass Klappenbücher schon faszinierend sind, wir brauchen also keine Videos, die epileptische Anfälle produzieren. Das ist wie digitales Heroin und hat im Kindergehirn nichts verloren.
Meine Tochter liebte zB dieses Lied:
Das war auch ihre erste, eigene Erfahrung mit Videos.
Generell ist diese Kanal zu empfehlen, hebt er sich doch angenehm von anderen, überproduzierten Kanälen hab. Wir haben diese Video vielleicht 1 oder 2 mal am Tag geschaut, da war sie so 2,5 Jahre. Das hat gereicht und sie war super happy. Es muss definitiv nicht immer gleich ein neues Video sein, Kinder verarbeiten die Infos noch langsamer und Wiederholungen finden sie super – Wie wohl jeder Elternteil bestätigen kann.
Später kamen dann immer langsam mehr Lieder dazu. Keine Shows, nur Lieder. Und obwohl sie heute natürlich auch Shows gucken darf, singt sie immer noch für ihr Leben gern und ich bin mir mittlerweile sicher, ihr Leben lang. Vielleicht haben diese Videos also geholfen? Vielleicht ist es nur Korrelation, nicht Kausalität, aber wenn man die Faszination „Bewegte Bilder“ mit „Musik“ kombiniert, kommt ein starker Partner dabei raus!
Bonus: Die Dinger sind auch alle nur ca. 5 Minuten lang. Viel angenehmer als 15 Minuten Paw Patrol 🙂
Mit Kinderliedern konnte ich also gleich die Liebe zur Musik in ihren Kopf einpflanzen und es ist toll zu sehen, wie dieser Samen mit der Zeit aufgeht. Ein schöner Einstieg in die Medienwelt und eine Liebe zur Musik, die sie hoffentlich ihr ganzes Leben mit sich tragen wird.
Die ersten Shows, denn Lernen macht wirklich Spaß!
Ich weiß, das wird gerne mal gepredigt und manch einer kann es nicht mehr hören: Lernen macht wirklich Spaß. Für Kids macht es aber keinen Unterschied, ob das jetzt „Spielzeit“ oder „Lernzeit“ ist. Das ist für sie austauschbar, etwas, dass für uns Erwachsene schwer vorzustellen ist. Gamification steckt uns also sprichwörtlich in den Kinderschuhen und sollte so lange wie möglich ganz natürlich genutzt werden. Selbst viele Erwachsenenprogramme setzten jetzt wieder „Lernen durch Spielen“.
Daher macht es auch Spaß, wenn die ersten Shows gleich auch Wissen vermitteln. „Die Sendung mit dem Elefanten“ hat hier einen guten Mix aus Wissen und kleinen Comics/Animationen. Wem das bekannt vorkommt, ja, das hieß bei uns früher „Die Sendung mit der Maus“ – Gleiches Konzept, aber auf die modernen Zeiten abgestimmt. Schließlich dreht sich ja die Welt weiter.
Der Klassiker „Es war einmal das Leben/der Mensch“ fetzt immer noch, selbst nach all den Jahren und macht den Kids Spaß.
Schaut gerne mit euren Kids mit und stellt Fragen bzw. beantwortet diese. Vielleicht lernt man ja selbst auch noch was dabei (Gerade bei „Es war einmal…“ steckt soviel Info drinnen, da macht es auch nichts, wenn man das mal öfter sieht.)
Paw Patrol, PJ Masks, Spongebob & Co – Es darf auch mal „trashiger“ sein
Ja, es wird auch der Zeitpunkt kommen, wo die Kids darüber mehr wissen wollen. War ich Anfangs noch etwas abgeschreckt, war mir jedoch dann auch eins wichtig: Hier entsteht ihre eigene Nostalgie!
Wie sehr habe ich selbst Turtles, He-Man und Saber Rider geliebt, während alle Erwachsenen die Augen verdreht haben. Heute noch denke ich gerne mit verklärten, nostalgischen Blick zurück.
Ich möchte diese Gefühl meinen Töchtern nicht verwehren. Paw Patrol & Co sind einfach Gesprächsthema und Spielthema wie die Welt von Eternia damals bei uns. Daher darf sie auch ab und an solche Shows sehen, die ich selbst jetzt nicht für sooooo „wertvoll“ halte. Wenn sie mal erwachsen ist, wird sie vielleicht ihren Kids von diesen Shows erzählen. So wie ich es jetzt mit Donatello & Co mache .
In aller Fairness muss ich aber zugeben, dass selbst diese Shows nicht sooooo schlecht sind wie ihr Ruf. Es geht schon. Gerade im Vergleich zu den eigenen Shows, die man als Kind gesehen hat. Kann sich noch wer an diesen erzwungenen Moral-Teil am Ende von He-Man erinnern? Gott ist und war das grottig.
Schaut halt, dass es eine gesunde Mischung bleibt, dann sollte auch das Gehirn eure Kinder nicht zu sehr frittiert werden.
Bonus-Tipps:
- Das Erlebte muss er- und verspielt werden. Stellt sicher, dass ihr die Inhalte der Shows mit euren kleinsten nachspielt. Das hilft beim verarbeiten und Mehrwert für eure Kids zu produzieren
- Setzt feste Medienzeiten, damit ihr den Überblick bewahrt, zB immer um 18 Uhr für 30 minuten oder 2 Shows am Tag. Die fixen Zeiten helfen den Kids, Erwartungen und Enttäuschungen zu akzeptieren. Then guess what, sie wollen natürlich immer noch eine und noch eine Serie.. wenn das aber festgelegt ist, dann gib es weniger Enttäuschung (Morgen wieder mein Schatz, du weißt ja, 2 am Tag).
und ein Bonus darf auch mal sein, wenn es die Eltern brauchen, hehe.
Fun Fact: Ich erzähle ihnen gerne, wie das bei uns war mit festen TV Zeiten und das wir nur eine Chance hatten, etwas zu sehen. Wenn man also die Turtles im Nachmittagsprogramm verpasst hatte, konnte man am nächsten Tag am Schulhof nicht mitreden. - Zuviel und zuwenig ist nicht gut. Die Chancen stehen gut, dass eure Kids mal am Bildschirm arbeiten werden. Je früher der gesunde Umgang gelernt ist, desto besser für ihr Seelenheil.
- Widersteht der Versuchung, beim TV-Konsum Snacks oder Essen nebenbei zu servieren. Auch wenn du das selbst gerne machst, sollten die Kinder bewusst essen und nicht nebenbei reinstopfen. Sie bekommen es eh nicht mit, was sie da essen, so fasziniert sind sie meistens. Ich gebe aber auch zu, dass ich selbst mal ein bisschen Snacks ab und an serviere. Da muss ich selbst noch besser werden, aber ich bin halt auch kein Heiliger.
Medien sind geil, nicht böse.
Legt also viel Wert drauf, wie eure Kinder ihre ersten Medienerfahrungen verarbeiten und ihr könnt so einen guten Grundstein für ihre digitale Zukunft legen.Wie bei allen Genüssen (Schokolade, Alkohol etc) muss der Umgang gelernt werden, dann kann der Genuss auch richtig Spaß machen und bereichernd sein.
Meint zumindest
Euer

Problem ist halt, dass die trashigen Sachen mittlerweile halt auch gut produziert sind und daher viel Aufmerksamkeit bekommen
Ja, mittlerweile wissen wohl alle Produzenten, mit welchen Tricks sie unser Gehirn „geil“ machen und nutzen das entsprechend in jeden Medien-Form. Allerdings auch bei den guten Sachen. Ich hoffe daher, dass dadurch Themen, die eher als langweilig angesehen werden (zB Geschichte) spannender gemacht werden und so ein größeres Publikum erreichen
Bin mit allem einverstanden!
Noch ein paar Protipps aus meiner Erfahrung mit dem Thema:
Kinder geniessen es das Medienerlebnis zusammen mit den Eltern zu erleben. Klar hält das kein Mensch aus den selben Kindercrack 100 mal zu sehen, aber zumindest sollte man beim first Viewing mit dabei sein. Auch um sofort auf Angstsituationen und Ähnlichem reagieren zu können.
Um dauerndes Quängeln zu vermeiden, empfielt es sich Abmachungen wieviele Medien am Tag das Kind sehen darf mit dem Kind absprechen. Wir arbeiten mit Münzen die sie zählen kann.
Falls die Fernsehsucht zu krass wird kann man versuchen auf Hörbücher zu vertrösten. Klappt am Anfang warscheinlich nicht, aber trainieren lohnt sich 😉
Danke für die Tipps, das mit den Hörbüchern kann ich bestätigen. Wirklich eine gute Alternative und die Qualität ist auch durchwegs gut!
Oder einfach keinen Fernseher zu Hause haben und keinen PC, das hatten wir über zehn Jahre lang nicht und es war kein Verlust, und mein Sohn ist heute Informatiker auch ohne den ganzen Müll in der Kindheit
Ja, das geht natürlich auch. Wenn die Eltern keinerlei Bildschirme zuhause haben, muss man es auch weniger rationieren bzw. verbieten.
Ich gehe aber mal davon aus, dass es mittlerweile aufgrund der Digitalisierung, gerade was auch Schule/Kindergarten betrifft, fast keine Eltern mehr gibt, die keinen Bildschirm zuhause haben.
Und damit dann auch letztlich Paw Patrol & Co 🙂